Simulationen und Messungen als Schlüsselinstrument in Krisenzeiten
Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und die Energiekrise durch den Ukraine-Krieg – in all diesen Krisen können bauphysikalische Simulationen und Messungen unterstützen. Die Ursache der erstgenannten Krise, dem Klimawandel, sind die anthropogenen Treibhausgasemissionen, für die zumindest in Deutschland zu 40% die Gebäude verantwortlich sind. Für die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität müssen Gebäude folglich energieeffizient sowie für den verbleibenden Energiebedarf die Potenziale erneuerbarer Energien genutzt werden. Als Grundlage dafür kann z.B. die energetische Gebäude- und Quartiersimulation dienen.
In der zweitgenannten Krise wurde in den vergangenen Jahren auf dramatische Weise deutlich, dass die Übertragung von Infektionskrankheiten über die Raumluft ein erhebliches Risiko darstellen kann. Um dieses Risiko zu senken, wurde während der COVID-19-Pandemie unter anderem versucht, den Infektionsschutz durch die Erhöhung der Luftwechselrate zu verbessern. Aufgrund fehlender Infrastruktur und manchmal auch aufgrund mangelnden Wissens wurden Methoden wie die Lüftung von Schulklassen oder Großraumbüros im 20-Minuten-Takt empfohlen. Bauphysikalische Messungen und Simulationen, z.B. der Raumluftströmung, kamen nur vereinzelt zum Einsatz und trugen zur politischen Entscheidungsfindung kaum bei.
Wenig später, während der sogenannten Energiekrise, änderte sich die Gewichtung des Zielparameters, als die Einsparung von Energie zum obersten Gebot erklärt wurde. Dabei geriet der nach wie vor wichtige Infektionsschutz in den Hintergrund, auch wenn das Ende der Pandemie noch nicht ausgerufen war, und das Infektionsrisiko stieg wieder deutlich an. Gleichzeitig wurde der thermische Komfort durch die Ausrufung von Maximaltemperaturen von 19 °C beeinträchtigt. Auch hier hätten bauphysikalische Messungen und Simulationen dienlich sein können.
Es muss Aufgabe der Bauphysik der nächsten Jahre sein, nicht nur die eigenen Tools stetig weiterzuentwickeln, sondern diese auch bei aktuellen und zukünftigen Krisen als Schlüsselinstrument einzusetzen.